8xFurka

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3. Tag

Die Bilder sind vom selben Tag

 

Samstag 15.8.09         IGC-Downlaod oder Online Contest (OLC)

Am Freitag Abend, erzählte ich natürlich von dem Flug zum Furka. In gut gelaunter Runde gemeinsam französische Hartwurst, dunkle Oliven, Merlot und geruchsvollste Camembertsorten auf Baguette genießend, berichtete ich von Thermikhöhe, Bewölkung, Steigwerten, Panorama und ich gestand auch meine Schwäche ein, den nymphengleichen Lockrufen des Furka einfach nicht widerstehen zu können. In diesem Moment -mich schon über dieses spontane Coming Out ärgernd-  stellte ich fest, dass ich nicht allein war, denn statt aus der Gemeinschaft verbannt zu werden, bekannten sich weitere zu dieser Schwäche. Alkoholsentimentalisiert erzählten manche von ähnlichen Begierden. Aber dem eigenen Trieb zu folgen ist nicht immer einfach. So erzählte einer zum Beispiel, sich dem Furka kaum widersetzen zu können und, einer inneren Stimme folgend, den Weg nach Norden meist einschlagen zu müssen. Leider türmten sich vor ihm immer wieder unerwartet hohe Steine auf , die zu überqueren kaum möglich sei. Wenn es denn doch gelänge, wartete hinter dem Bergrücken ein großes Tal, welches beim Flug zur Nordseite immer breiter zu werden schien. Glücklich, im Kreise Gleichleidender zu sein, bot ich an, bei der nächsten Gelegenheit einen Weg weiter im Westen mit deutlich tieferen Bergen nach Norden aufzuzeigen. 

Am nächsten Morgen spulte ich weckergenötigt die üblichen allmorgentlichen ritualgleichen Handlungen ab:  Nochmal im Bett umdrehen und weiterschlafen.... vom zweiten Wecker 15 Minuten später doch gezwungen aufzustehen , da dieser Wecker von Bettnähe ausnicht zu besänftigen ist. Schlaftrunken aus dem Alkoven fallend kann ich mich meist am Startschalter des Notebooks wieder fangen, was sich ganz gut trifft, da schließlich nichts anderes als das Online-Wetter darüber entscheidet, ob weitergeschlafen werden kann. Ein Blick aus dem Fenster meiner vom Fahrzeug absetzbaren Wohnkabine entscheidet, ob es sich lohnt, einen Kaffee zu machen. Wie fast immer in Serres, lohnte es sich auch dieses Mal. Die Onlineprognosen sprachen von vereinzelten Basishöhen bis zu 4000m und auch der Norden sollte frontfrei aber nicht schauerfrei bleiben. Das sind Aussichten, die die Wirkung eines Kaffees bei weitem übertreffen. Des Anstandes wegen der Unterhose noch schnell eine Bedeckung übergestülpt, wollte ich die Akkus zur Lucy schleppen, als mir das Versprechen vom Vorabend wieder einfiel... Also gut: Konzeptwechsel, Akkus wieder abgestellt und sattdessen zu Ralf und Sepp, die gestern besonderes Interesse bekundet hatten und direkt neben mir campierten. Bei meinem zweiten Kaffee und dem ersten Frühstück bei Sepp war klar: Wir machen es zusammen. Ralf hat eine DG500M, in der auch ich mir einen schönen Tag machen werde, Sepp flieght einen Ventus 1 CM namens LA. Um 12:00 ging's los im bequemen Eigenstart in Ralfs DG500 zum Apotre, dem Haushang von Aspre-Flugplatz. Zehn Minuten nach Einfahren des Motors stellte sich aber heraus, dass auch dieser schöne Doppelsitzer im motorlosen Flug Aufwinde braucht. Dieses Phänomen zur Kenntnis nehmend schmissen wir den Motor zum Col de Cabre wo inzwischen auch Sepp angekommen war. 

Matterhorn

Bild: Sepp startet  für einen Flug zum Furka


Gemeinsam ging es die versprochene "Flachbergroute" über l´Alpe d´Huez nach Norden. So spart man sich die Querung der hohen Ecrins und auch den Col Carro, der zum Grand Paradiso führt.Weiter ging es über den Skizirkus La Plagne zum Skizentrum Courmayeur am Fuße des Mt. Blanc, am 4300m hohen Grand Combin entlang, auf der Südseite des Wallis weiter über Visp zum Aletschgletscher. Jungfrau, Eiger und Mönch fest im Blick waren wir um viertel vor vier sehr zufrieden am Furka angekommen. Nach mehreren Ehrenrunden drehten wir um, denn ähnlich dem Abstieg einer Bergsteigergruppe nach dem Genuss des überwältigenden Panoramas muss der Rückflug schließlich am selben Tag geschafft werden. Auf dem Rückflug war die Nordseite des Wallis schon leicht überentwickelt, was uns zu einer Querung bei Leukerbad auf die Südseite des Wallis zwang. Auch dort war es schon etwas schattig, so dass wir, nur gehoben von dem flachen Atem der durch Abschattung gewürgten Brise, langsam die Hänge entlang stiegen. Es war mühsam, da die steilen Hänge zerklüftet sind. Und ohne Bäume und Häuser als Referenzgröße, die einem den Abstand zum Hang suggerieren, ist es schwierig, dicht am Hang entlang zu gleiten. Endlich hatten wir die Höhe, um die erste große Hürde Richtung Urlaubsheimat überwinden zu können: Das Aosta-Tal... es sah nicht wirklich gut aus, aber fliegbar. So waren wir mit einer ernüchternden Reisegeschwindigkeit von etwa 57 km/h seit der Wende am Furkapass endlich auf der Nordseite des immer wieder beeindruckenden Valpellinetales angekommen, wo die Wolkenbasis deutlich sank. Mit dieser Reisegeschwindigkeit würden wir so gegen 21:00 in Serres ankommen, was immerhin 15 Minuten nach Sunset sein würde, oder anders formuliert: Der Tag war ganz offensichtlich ausgereizt, unter Umständen wäre wohl mit einer Landung auf einem Flugplatz vor Serres zu rechnen. Eines war mir als politisch interessierter Bürger jedenfalls klar: Politiker sagen selten was sie wissen und fast nie, was sie meinen. So würde ich es auch halten und mir gegenüber den beiden Mitfliegern nichts anmerken lassen. Wenn es nicht nach Hause reicht, würden sie es ja eh mitbekommen. Dank eines ordentlichen Aufwindes direkt östlich des Großen St. Bernhard, der uns auf knapp 4000m hob, kamen wir in guter Höhe auf die Südseite des Aostatales mit der wir auf den Grat des Westrückens vom Val di Rhêmes weiterfliegen konnten. Schwaches Steigen brachte uns hier auf 3700m. Damit kamen wir - vorbei am Col die Iseran - wenig später kurz vor Solliers Fluplatz in 3000m an. Hier konnten wir nochmal 300m gut machen. Diese Höhe braucht man an dieser Stelle, da die Querung des Col d´Etache ins Susatal dann gerade möglich wird. Die Luft war ruhig und thermikfrei. In gut 100m überflogen wir den Pass nach Italien. Ein anderes Flugzeug, eine DG800 glaube ich, flog unmittelbar vor uns über den Pass. Das Susatal war mit sehr feuchter, kaputter Luft vollgelaufen (siehe Bild). Nun, südlich des Col d´Etache im Becken von Bardonecchia war klar: Hier wird's ekelig, kein Lüftchen regt sich, die Sicht wird schlecht, sieht aus, wie eine Inversion, in die wir von oben sehr einsam und respektvoll heinein glitten.

Matterhorn

Bild: Blick von der oberen Maurienne  Richtung Südwesten... nach Hause

Das zugelaufene Susatal muss noch überquert werden.  Die höhere Wolkenbasis sieht noch aktiv aus, war aber schon recht unwillig, Segelflugzeuge anzusaugen.

Wenn man dann in die feuchte Luft hineingleitet, wundere ich mich jedesmal, dass man nicht im Gurtzeug wie bei einer Vollbremsung hängt, so als würde man mit 130 Sachen in dünnflüssigen Honig rauschen. Um ja keine Höhe zu verlieren, ging es ohne Umwege weiter nach Süden in die Welt von Briancon. Wenn man aus dem Becken des Susatales bei Bardoneccia nach Süden herauskommt, wird man in der Regel von anderem - oft besserem Wetter - empfangen, was aber nur erfreut, wenn auch die Höhe stimmt, denn landbar ist es in dem französichen Tal von Plampinet nur mit hohem Risiko. Am Talausgang kurz vor Briancon kamen wir in akzeptablen von 2400m an, wo wir am Hang auf 3000m steigen konnten. Es war nun 18:40, das reicht auch bei schwachen Wetter und fehlerfreiem Flug rechtzeitig nach Hause. Darum ließen wir die Fehler rechts und links vom Kurs stehen und landeten um 20:10 am Flugplatz. Die Thermik hatte die Arbeit schon vorher eingestellt. Und wieder war ein toller Flugtag vergangen.

Matterhorn

Bild: Anflug in sicherer Höhe nach Serres, der Tag war zu Ende und die Thermik auch....

Zum nächsten Tag